Schreien als biologischer Appell: Die Notwendigkeit der Reaktion
Schreien ist für Säuglinge das primäre Kommunikationsmittel und dient als biologischer Appell, um physiologische und emotionale Bedürfnisse mitzuteilen. Rüdiger Posth betont, dass Schreien kein störendes Verhalten, sondern ein adaptiver Mechanismus ist, der die Bezugspersonen zu einer responsiven Reaktion auffordert (Posth, 2007). Wird das Schreien unbeachtet gelassen, erlebt das Kind dies als Trennungserlebnis, was zu Stressreaktionen, erhöhter Cortisolproduktion und Unsicherheit führen kann. Eine zeitnahe und einfühlsame Reaktion hingegen fördert die emotionale Sicherheit, Bindung und neurophysiologische Regulation.
Das Tragen des Babys fördert die sensorische Wahrnehmung, die Reflexintegration und die Entwicklung motorischer Kontrolle. Frühkindliche Reflexe wie Moro-, Greif- oder Tonischer Labyrinthreflex werden durch die rhythmischen Bewegungen und die Körpernähe sanft integriert, was die motorische Reifung und spätere koordinative Fähigkeiten unterstützt (Goddard Blythe, 2016).
Darüber hinaus unterstützt Tragen die emotionale Integration: Hautkontakt und Nähe fördern Urvertrauen, Stressregulation und Bindung. Babys, die regelmäßig getragen werden, entwickeln ein besseres Sicherheitsgefühl, können ihre Bedürfnisse effektiver signalisieren und lernen, sich selbst zu regulieren.
Insgesamt verdeutlicht dieser Ansatz, dass Schreien, Tragen und physiologische Nähe nicht nur praktische Alltagshilfen sind, sondern essenzielle Bestandteile einer gesunden frühkindlichen Entwicklung. Eine fachlich begleitete Einführung in Tragehilfen, Haltungskontrolle und sensorische Stimulation kann Eltern unterstützen, die Entwicklung ihres Kindes optimal zu fördern.
Quellen
- Posth, R. (2007): Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen.Waxmann Verlag
- Kirkilionis, E. (2022): Ein Baby will getragen sein – Alles über das Tragen und seine Vorteile. Psychosozial Verlag.
- Goddard Blythe, S. (2016): Reflexe, Lernen und Verhalten – Wie frühkindliche Reflexe das Lernen, Verhalten und die Haltung beeinflussen. VAK Verlag.
- Fettweis, E. (2004): Hüftdysplasie – Sinnvolle Hilfen für Babyhüften. MVS Medizinverlage.

